Blog |
14 | Februar |
01.02.14 |
|
02.02.14 | In Berlin ist es scheußlich, und es regnet. Keine Lust, davon ein Foto zu machen. |
03.02.14 | Meine ägyptische Freundin will ihrer französischen Freundin meine Filme zeigen. Da die DVD's meiner älteren Filme keine Untertitel haben, überspiele ich jetzt VHS-Kassetten von ARTE-Ausstrahlungen auf DVD. Ich habe das seit mindestens 5 Jahren nicht mehr gemacht und probiere endlos rum, wie ich das mit meinem Computer hinkriegen kann. Dann plötzlich, wie ein Lichtblitz im Gehirn, fällt mir ein, wie es geht. Ich fange mal an mit "DER PHILOSOPH". Den hat ARTE damals, das war 1993, französisch synchronisiert. Da klingt sehr merkwürdig. Mein französischer Verleiher hat mich dafür fast verflucht. Heute kann ich ihn verstehen. In der Szene, von der ich das Foto gemacht habe, sagt Johannes Herrschmann zu Adriana Altaras, nachdem er einen Schluck Chateau Mouton Rothschild getrunken hat: "Wenn ich ein Vampyr wäre und Ihr Blut trinken würde, ich glaube, es würde schmecken wie dieser Wein." Ich war sehr stolz damals auf diese ungewöhnliche Liebeserklärung. Jetzt überspiele ich "ROTE SONNE" mit französischen Untertiteln. Das Bild ruckelt auf dem Monitor. Vielleicht ist die VHS-Kassette schon kurz davor zu sterben? Noch eine schöne Nachricht heute: am 16. November, zwei Tage nach meinem 75. Geburtstag, zeigt die ARD zum ersten Mal meinen letzten Film "INS BLAUE" und sogar vor Mitternacht. Aus Ägypten gibt es nichts Neues. Das Land ist wie tiefgefroren. Ein Tweet von Sandmonkey, dem sonst immer etwas einfällt. |
04.02.14 | Heute überspiele ich mit einem anderen Videorecorder nochmal "ROTE SONNE". Die VHS-Kassetten sind tatsächlich schon halbtot. Danach "JUST MARRIED" und "TIGERSTREIFENBABY WARTET AUF TARZAN". Bei den Vorbereitungsarbeiten von "ROT UND BLAU" habe ich 2002 alle meine Videokassetten auf DVD überspielt. Leider nicht die Kassetten, auf denen die Filme englisch oder französisch untertitelt waren. Zwei Bilder aus "TIGERSTREIFENBABY…" Ich werde fast verrückt, wenn ich mit all diesen Bildern aus fünfzig Jahren Filmemachen konfrontiert werde. |
05.02.14 | Meine letzte Überspielung von VHS zu digital gestern war "DER PHILOSOPH" mit englischen Untertiteln. Die Schlussszene, die manche Kritiker als "Herumgehoppse am Strand" bezeichnet haben. Warum kann ich sowas nicht vergessen? Meine Tochter Joya beim Skypen aus New York. Durch die sechs Stunden Zeitunterschied passen wir jetzt perfekt zusammen. Die Washington Post veröffentlicht Tweets (LINK) von Jounalisten in Sotchi. Die sind unglaublich. Vor allem die Bilder. Ich muss dabei an meine Erfahrungen beim Moskauer Filmfestival 1986 denken. Da lief "TAROT" im Wettbewerb. Als meine Frau und ich da ankamen, gab es im Fünftausend-Betten-Hotel Rossija kein Zimmer. Vadim Glowna kam uns zu Hilfe und löste das Zimmerproblem mit einer Stange Zigaretten. Am Nachmittag hole ich meine ägyptische Freundin vom Flughafen ab. In dieser Dachgeschosswohnung habe ich 2002 "ROT UND BLAU" gedreht. Hier im Film muss Karl Kranzkowski seiner Frau Hannelore Elsner dreimal sagen, dass er nie wieder Alkohol trinken wird, denn er hat Hanns Zischler, ihren Liebhaber, zusammengeschlagen. Meine ägyptische Freundin, die sich gestern erkältet hat und hustet, zeigt mir ihre französische Mütze. Ich kaufe für sie ACC akut, für das Iris Berben lange Zeit Werbung gemacht hat. |
06.02.14 |
|
07.02.14 | Meine ägyptische Freundin hat heute wieder mit mir gefrühstückt. Ein Hoffnungsschimmer. Deshalb koche ich jetzt für sie eine Hühnersuppe. Als ich zum Einkaufen aus dem Haus gehe, entdecke ich das… …neben dran liegt noch ein weiteres Präservativ. Ich versuche mir die dazu gehörende Geschichte vorzustellen. Sex im Freien ist bei diesem Wetter reichlich unwahrscheinlich. Beim Einkaufen sticht mir dieses Bahngelände in die Augen, denn mittendrin fließt ein Fluss. Ob das ein Fahrradweg ist? Meine 1. Hühnersuppe. Es sieht so aus, als müsse ich sie in den nächsten Tagen auch essen, denn ich muss dauernd husten und nießen. |
08.02.14 | Gestern Nachmittag besucht mich Beat Presser mit Sylvia Vargas Gómez, seiner Freundin aus Kolumbien. Er zeigt mir die Fotos, die er auf dem Bauernhof gemacht hat. Alle vier Fotos sind total ungewöhnlich. Ich habe ihm versprochen, sie nicht im Blog zu zeigen. Er macht weiter Fotos. Sie macht auch Filme, hat einen Dokumentarfilm über den Erfinder des Salsa gemacht. Durch Zufall kommen wir auf Astrologie zu sprechen. Sie weiß, dass ich ein Skorpion bin. Sieht man mir das an? Ich gebe ihr mein Horoskop-Chart. Und sie sagt mir viele schöne Sachen. Vor allem, dass ich weiter Filme machen werde. Nach 1 Flasche Rotwein, die wir dabei austrinken, habe ich Kopfschmerzen und 38,8 Fieber. Da ich heute morgen immer noch Fieber habe, werde ich nicht zu Jochen Brunows Szenario-Buchvorstellung gehen können. |
09.02.14 | Diese Grippe, die meine ägyptische Freundin und mich erwischt hat, ist teuflisch. Nur mit Wadenwickeln und Aspirin komme ich auf eine Temperatur, bei der ich etwas tun kann. Heute Nachmittag um 17.10 Uhr läuft auf 3SAT "PINK". |
11.02.14 | Meine ägyptische Freundin ist schon seit gestern wieder putzmunter. Sie skypt und mailt mit zwei Computern gleichzeitig. Mein homöopathischer Arzt hat Erbarmen mit mir, und ich darf mir am Abend Ferrum phosphoricum C 30 besorgen lassen. Am Donnerstag fliegt er nach Indien und hat keine Zeit, mich zu besuchen. Ein bisschen scheinen diese Kügelchen schon zu helfen, denn ich schreibe das ohne vorher Wadenwickel gehabt zu haben. Bei allen Bloglesern bedanke ich mich für die gute-Besserungswünsche. Ich bin zwar geschwächt, aber noch nicht tot. |
12.02.14 |
|
13.02.14 | Das Fieber sinkt so langsam. Gestern 37,8, heute 37,2. Die Viren, die sich in meinem Körper festgesetzt haben, weichen nur zähneknirschend zurück. Zum ersten Mal gehe ich in die Außenwelt und kaufe Croissants zum Frühstück. Für Ägypten sieht es schlecht aus, sollte Sisi Präsident werden. Das schreibt Sandmonkey (LINK). Der sitzt im Flugzeug nach Moskau. In Moskau sagt Putin (LINK), er weiß, dass Sisi als Präsident antreten wird und wünscht ihm dazu viel Glück. |
14.02.14 | Heute ist der erste völlig fieberfreie Tag. Meine ägyptische Freundin lädt mich zum Mittagessen in ein neues italienisches Lokal am Stuttgarter Platz ein. |
15.02.14 | Ich habe gestern angefangen, die DVD's aus dem Paket der Deutschen Filmakademie anzuschauen. Einfach alphabetisch, es ist ja sowieso egal, denn der Film, den ich unbedingt sehen wollte - "Gold" von Thomas Arslan - ist nicht dabei. Nach sechs oder sieben Filmen ist meine Entdeckerfreude auf dem Nullpunkt angelangt. Ich habe schon jetzt die Lust auf "deutsches Kino", von dem ich ja ein Teil bin oder war, verloren. "Feuchtgebiete" habe ich mir außerhalb des Alphabets angeschaut, weil ich den Roman von Charlotte Roche gerne gelesen habe. Das hätte ich besser nicht getan. Ein absoluter Höhepunkt von schlechtem Kino. Das deutsche Kino vom letzten Jahr ist eine Wüste. Oder ein Sumpf, in dem jeder, der drinsteckt, langsam aber sicher versinkt. Selbst die TV-Übertragungen von Sotschi sind manchmal spannender. Zumindest kriegen wir da jede Menge Goldmedaillen und es ist live. Vielleicht bin ich, weil ich immer noch krank bin, besonders empfindlich. Manchmal ertappe ich mich bei Gedankenspielen, was ich im März, wenn ich ein neues Drehbuch schreibe, tun könnte, um aus diesem deutschen Film-Dickicht herauszukommen. Mit Geld oder nicht Geld haben, hat das jedenfalls nichts zu tun. Kein Geld zu haben, könnte sogar meine Rettung sein? Meine ägyptische Freundin schaut sich mit Freunden aus Syrien heute Abend "Diplomatie" von Volker Schlöndorff an. Ich wünsche ihr zum Abschied "viel Spaß", den sie mit Sicherheit nicht haben wird. Denn Schlöndorff-Filme und Spaß schließen sich aus. Was tun? Eine Revolution anzetteln? Ein Pamphlet schreiben? So wie 1965 in Oberhausen zusammen mit Jean-Marie Straub. Ich eigne mich nicht für sowas. Außerdem bin ich allein. Ein neuer Film von mir müsste sein wie eine Bombe, die alles, was ist, zerstört und dann Kräfte freisetzt, die vorher durch den Geldregen, der auf das deutsche Kino Jahr für Jahr heruntergeht, unwirksam macht, weil darin plötzlich das wirkliche Leben und nicht eine von Themen diktierte Filmgeschichte sichtbar werden könnte. Am 1. März fange ich an, mein neues Drehbuch zu schreiben. Serpil Turhan wird an manchen Tagen dabei sein und mich bei meiner Arbeit filmen. Ob das gut geht, wissen wir beide nicht. Aber da sie wild entschlossen ist, in diesem Jahr einen Film über mich zu machen, und ich ihr bedingungslos vertraue, habe ich gesagt, dass ich mit ihrer Anwesenheit beim Schreiben einverstanden bin. |
16.02.14 | Ein Screenshot aus "PINK". "So schön, so geheimnisvoll, so kindlich und zugleich erwachsen wie Thome und seine Kamerafrau Ute Freund hat sie noch keiner aussehen lassen," hat Peter Körte damals in der FAZ über Hannah Herzsprung geschrieben. |
17.02.14 | Mein Auto musste zum TÜV, und ich musste mit matschigem Kopf nach draußen zum S-Bahnhof-Halensee. |
19.02.14 | Mein Auto hat einen neuen TÜV, und es ist vollgetankt. Ich brauche dringend einen Ortswechsel, denn ich habe das Gefühl, hier in Berlin werde ich nie völlig gesund. Ich kämpfe noch immer mit Fieberresten. |
20.02.14 | Auf dem Weg zum Bauernhof auf einer Autobahnraststätte gibt es dieses Buch. Meine ägyptische Freundin fragt mich ab. Ich weiß nicht sehr viel und finde mich damit ab, dass ich ein schlechter Deutscher bin. Schneeglöckchen am Hauseingang. Schneeglöckchen im Garten. Mein Gartenteich, der bald wieder leergepumpt und sauber gemacht werden muss, kommt mir heute ungewöhnlich klein vor. Ich brate zum Mittagessen eine Portion tiefgefrorener Steinpilze. Meine ägyptische Freundin ist hemmungslos begeistert. Es ist eine Delikatesse. Leider wachsen neue Steinpilze erst wieder im September. |
21.02.14 | Im Filmblog "Eskalierende Träume"(LINK) beschreibt Sano Cestnik, wie und wann er vom Thomefilm-Virus infiziert wurde. Sein Text ist eine Art Wiederbelebungsversuch. Meine 3 Bananenstauden sind schwer angeschlagen über den Winter gekommen. Vor vier Wochen hat mein Marder die meisten Blätter gefressen. Fressen Marder Bananenblätter? Nach einem Monat Fahrradpause zum ersten Mal wieder unterwegs mit den Fahrrädern. Meine ägyptische Freundin gesteht mir heute, dass sie vor einer Woche daran gedacht hat, dass ich sterben könnte. |
22.02.14 | Damit das Radfahren nicht langweilig wird, fahren wir heute bei strahlend blauem Himmel zum Körbaer See. Ein einziger Tag auf dem Bauernhof hat alle Fieberreste vertrieben. |
23.02.14 | Nur noch 6 Tage bis zum Drehbuch-Schreibbeginn. Wenn ich daran denke, werde ich nervös. |
24.02.14 | Heute fahre ich mit dem roten Rad zum See. Damit zu fahren ist wie eine Meditation. Und ein bisschen wie Fliegen. Meine Nervosität wegen des Drehbuchschreibens lässt nach. Auf dem Nachhauseweg durch den Wald sehen wir circa 10 Zitronenfalter. Bei mir im Garten blühen die ersten Krokusse. |
25.02.14 | Abschied vom Bauernhof für 3 Tage. Diese Primeln hatte ich gestern Abend noch eingepflanzt, damit es frühlingshaft aussieht, wenn Serpil Turhan am Wochenende kommt, um mich beim Drehbuchschreiben zu filmen. Ein Digitaldruck-Studio in Berlin-Friedrichshain. Meine ägyptische Freundin hat hier Fotos für eine Ausstellung in Kairo machen lassen. Wir sind beide begeistert von der Qualität der Fotos. Ich würde gerne irgendwann eine Fotoausstellung zu allen meinen Filmen machen. |
26.02.14 | Ich fühle mich trotz der überstandenen Grippe noch immer schwach. Deshalb bestelle ich einen neuen 5-Liter-Kanister Olivenöl aus Kreta, mit dem man hundert Jahre alt wird. In "DAS ROTE ZIMMER" benutzt Katharina Lorenz dieses Olivenöl für den Salat, den sie für Peter Knaack anmacht. Sie gießt im Film ziemlich viel davon in die Salatschüssel. Das ist zwar unrealistisch, aber mir hat's gefallen. So wie alles, was sie in diesem Film gemacht hat. Ich würde gerne mit ihr einen neuen Film machen, denn die Arbeit hat Spaß gemacht. Aber in einem Film mit Crowd-Funding, ohne Geld, habe ich vermutlich nur wenig Möglichkeiten, Schauspieler auszuwählen, sondern muss mit den Leuten, die bereit sind, umsonst zu arbeiten, auskommen. Je länger ich über meine Filmemacherzukunft nachdenke, werde ich mir immer sicherer darüber, dass ich einen absoluten Restart machen muss. Weg von allem, was ich in den letzten zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren gemacht habe. Keine Liebesgeschichten mehr, was meine ägyptische Freundin von mir einfordert. Aber ein Film ohne Frauen, nur mit Männern, geht nicht. Selbst wenn jemand mit einem Maschinengewehr das von mir verlangen würde, würde ich sagen, dann schieß doch. |
27.02.14 | Schon wieder - eineinhalb Jahre nach der ersten Zahlungsaufforderung und zweieinhalb Jahre nach der Übertretung - schickt mir die römische Polizei eine "letzte Zahlungsaufforderung". Die haben Nerven. In diesem riesigen Weingeschäft stocke ich meine Weinvorräte für die nächsten vier Wochen auf dem Bauernhof auf. |
28.02.14 |
|
<< | >> |